Übergreifendes Konzept zum planerischen Umgang mit räumlichen kulturhistorischen Werten im Sinne einer Querschnitts- und Daueraufgabe und als Baustein in einem ganzheitlichen Konzept der Umweltsicherung. Das besondere Augenmerk wird dabei auf die aus der Vergangenheit überkommenen kulturhistorischen Strukturen und Elemente gelegt (in Deutschland: "landschaftliches historisches Erbe", in Großbritannien: "past in the present"), was im Namen durch den Zusatz "Kultur" in Abgrenzung zur Landschaftspflege sichtbar werden soll. Das verweist auch auf die maßgebliche Entwicklung des Konzepts in der Historischen Geographie und der Genetischen Kulturlandschaftsforschung. Ziele sind die Abmilderung der Folgen der gegenwärtigen Transformationsprozesse im städtischen und ländlichen Raum, da sonst irreversible Verluste hinsichtlich der Biodiversität, der landschaftlichen Ästhetik, des Geschichtswertes ("Landschaft als Archivalie") und der regionalen Identität, welche oftmals an historische Landnutzungsformen und -zustände gebunden ist, eintreten. Kulturlandschaftspflege verbindet die Methoden und Befunde der historisch-genetischen Kulturlandschaftsforschung mit den Anliegen der Angewandten Geographie.
Der planerische Prozess verläuft in folgenden Schritten:
- Erfassung, Beschreibung und Erklärung kulturlandschaftlicher Strukturen und Elemente durch Bestandserfassungen und Inventarisierungen.
- Die Bewertung orientiert sich wegen der Komplexität von Kulturlandschaften an einem Wertekomplex aus Maßstäben des Naturschutzes (zum Beispiel Schönheit, Eigenart, Vielfalt und Seltenheit gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz; vgl. "historische Kulturlandschaft" § 2, Abs.1, Nr.13), des Denkmalschutzes (historische Bedeutung, Alterswert, Ablesbarkeit von Geschichte gemäß Denkmalschutzgesetzen) und der Raum- und Regionalplanung (insbesondere regionale Spezifik gemäß Grundsatz 13 des Bundesraumordnungsgesetzes vom 1.1.1998). Der Wert einer Landschaft ergibt sich daher zusammenfassend aus der spezifischen und historisch einmaligen Kombination von wertvollen Strukturen und Elementen der Natur- und Kulturgeschichte.
- Die Ableitung von pflegerischen Maßnahmen orientiert sich an der Einsicht, dass eine Konservierung von historisch überkommenen Landschaftsstrukturen nur auf kleinen Flächen möglich ist. Kulturlandschaftspflege akzeptiert daher aus der Erkenntnis des steten Wandels (Grundprinzip von Kulturlandschaften) deren Weiterentwicklung, sofern dabei nicht Potenziale für zukünftige Entwicklungen im Sinne nachhaltiger Entwicklung (Nachhaltigkeit) zerstört werden.
Die Diskussion von Werten, Leitbildern und Maßnahmen sollte im Idealfall in offener, diskursiver, partizipatorischer und dynamischer Art vor allem mit den Betroffenen (zum Beispiel Bauern, Bauherren) erfolgen. Da im Gegensatz zum Naturschutz und zum Denkmalschutz eine Vielzahl von Administrationen und Institutionen im Bereich der Kulturlandschaftspflege tätig sind, wird die Umsetzung des Konzepts mit Bezug auf bestehende Gesetzgebungen und in Kooperation mit einschlägigen Behörden, besonders des Naturschutzes, der Denkmalpflege, der Regionalpolitik und der Raumordnung sowie der Agrarverwaltung, versucht. Bewusstseinsbildung für den Wert historischer Landschaften im Rahmen der allgemeinen Umwelterziehung ist Voraussetzung für die gesellschaftliche Akzeptanz.
Das Hauptziel der Kulturlandschaftspflege ist die lenkende Weiterentwicklung von Kulturlandschaften und von als ästhetisch ansprechend bewerteten Landschaftsbildern, die als Dokumente und Merkzeichen für die Fähigkeit des Menschen seine Umwelt zu gestalten, zu betrachten sind.
Für die Zukunft ist es von entscheidender Bedeutung, die in den unterschiedlichen Kulturlandschaften (von den Passivräumen bis zu den Aktivräumen) enthaltenen Werte zu bewahren, ohne die nötige Dynamik in den Räumen zu behindern. Das Ziel ist eine sinnvolle Weiterentwicklung der Kulturlandschaft, wobei je nach Charakterisierung und Bewertung abgestufte Lösungen möglich sind, die von der Konservierung bis zur Neugestaltung reichen können. Einzelne Schritte sind:
- Schützen
- Pflegen
- Behutsames Weiterentwickeln