LWL-GeodatenKultur

Ein Informationssystem der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen

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Kämpe

Um im Wald entstandene Blößen wieder aufzufüllen und Nachwuchs zu erzielen, war vorgeschrieben, Neupflanzungen anzulegen, die man Kämpe nannte.

Kulturlandschaft

Überwiegend durch anthropogene Ökosysteme gebildete Landschaft mit vorherrschender Nutzfunktion. Gegensatz: Naturlandschaft.

Kulturlandschaftsbereich

Komplexe von zusammenhängenden nach Nutzung und Funktionsbereichen miteinander räumlich verbundenen Kulturlandschaftsbestandteile, die als solche kleinregionale Strukturen bilden.

Kulturlandschaftsbestandteile

Komplexe und zusammenhängende Kulturlandschaftselemente und -strukturen auf einer kleinräumigen Betrachtungs- und Maßstabsebene.

Kulturlandschaftselement

Historische Elemente der Kulturlandschaft sind die Einzelobjekte anthropogener Herkunft.

Kulturlandschaftsentwicklung

Prozess des Werdegangs der Kulturlandschaft seit ihrer Entstehung im Neolithikum (Jungsteinzeit).

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Kulturlandschaftserlebnisgebiet

Im Gegensatz zu Naturerlebnisgebieten steht hier insbesondere der anthropogene Aspekt der Landschaftsentwicklung in der strukturellen Darstellung der verschiedenen Entwicklungsstadien im Vordergrund, der allerdings auch ökologisch interpretiert werden soll. Im Zuge einer Besucherlenkung werden historische Kulturlandschaftsbestandteile, -strukturen und -elemente didaktisch aufbereitet und präsentiert. Außerdem werden innerhalb bestehender Land-, Forstwirtschafts- und Naturschutzprogramme kulturlandschaftsverträgliche Nutzungen und Bewirtschaftungen gefördert sowie angepasste Bewirtschaftungsverträge angeboten.

Kulturlandschaftsgenese/Kulturlandschaftsentwicklung

Konzept der Historischen Geographie und der Genetischen Kulturlandschaftsforschung zur analytischen Erklärung der heutigen Kulturlandschaft aus der Vergangenheit heraus (Genese).

Kulturlandschaftsgeschichte

Historisch-geographische Beschreibung und Erklärung sowie Interpretation des Werdegangs einer abgegrenzten Raumeinheit.

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Kulturlandschaftsgestaltung

Optischer Niederschlag des menschlichen Handelns innerhalb der ursprünglichen Naturlandschaft beziehungsweise naturnahen Landschaft.

Kulturlandschaftsgliederung

Einteilung der Kulturlandschaft in untergeordnete Teilbereiche oder die begründete Ausweisung von unterschiedlichen großräumigen Kulturlandschaften.

Kulturlandschaftskataster

Verzeichnis, in dem - überwiegend historische - Kulturlandschaftselemente erfasst werden.

Kulturlandschaftsmanagement

Deutsche Übersetzung vom englischen cultural landscape management. In Abgrenzung zum Begriff Kulturlandschaftspflege, der mit Konservierung, Stillstand und Nichtwirtschaftlichkeit (Kosten) fälschlich identifiziert wird, beinhaltet Management die Inwertsetzung, Nutzung und Maximierung des volkswirtschaftlichen Kapitals Kulturlandschaft.

Kulturlandschaftsobjekte

Konkret ausweisbares Kulturlandschaftselement.

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Kulturlandschaftspflege

Übergreifendes Konzept zum planerischen Umgang mit räumlichen kulturhistorischen Werten im Sinne einer Querschnitts- und Daueraufgabe und als Baustein in einem ganzheitlichen Konzept der Umweltsicherung. Das besondere Augenmerk wird dabei auf die aus der Vergangenheit überkommenen kulturhistorischen Strukturen und Elemente gelegt (in Deutschland: "landschaftliches historisches Erbe", in Großbritannien: "past in the present"), was im Namen durch den Zusatz "Kultur" in Abgrenzung zur Landschaftspflege sichtbar werden soll. Das verweist auch auf die maßgebliche Entwicklung des Konzepts in der Historischen Geographie und der Genetischen Kulturlandschaftsforschung. Ziele sind die Abmilderung der Folgen der gegenwärtigen Transformationsprozesse im städtischen und ländlichen Raum, da sonst irreversible Verluste hinsichtlich der Biodiversität, der landschaftlichen Ästhetik, des Geschichtswertes ("Landschaft als Archivalie") und der regionalen Identität, welche oftmals an historische Landnutzungsformen und -zustände gebunden ist, eintreten. Kulturlandschaftspflege verbindet die Methoden und Befunde der historisch-genetischen Kulturlandschaftsforschung mit den Anliegen der Angewandten Geographie.

Der planerische Prozess verläuft in folgenden Schritten:

  • Erfassung, Beschreibung und Erklärung kulturlandschaftlicher Strukturen und Elemente durch Bestandserfassungen und Inventarisierungen.
  • Die Bewertung orientiert sich wegen der Komplexität von Kulturlandschaften an einem Wertekomplex aus Maßstäben des Naturschutzes (zum Beispiel Schönheit, Eigenart, Vielfalt und Seltenheit gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz; vgl. "historische Kulturlandschaft" § 2, Abs.1, Nr.13), des Denkmalschutzes (historische Bedeutung, Alterswert, Ablesbarkeit von Geschichte gemäß Denkmalschutzgesetzen) und der Raum- und Regionalplanung (insbesondere regionale Spezifik gemäß Grundsatz 13 des Bundesraumordnungsgesetzes vom 1.1.1998). Der Wert einer Landschaft ergibt sich daher zusammenfassend aus der spezifischen und historisch einmaligen Kombination von wertvollen Strukturen und Elementen der Natur- und Kulturgeschichte.
  •  Die Ableitung von pflegerischen Maßnahmen orientiert sich an der Einsicht, dass eine Konservierung von historisch überkommenen Landschaftsstrukturen nur auf kleinen Flächen möglich ist. Kulturlandschaftspflege akzeptiert daher aus der Erkenntnis des steten Wandels (Grundprinzip von Kulturlandschaften) deren Weiterentwicklung, sofern dabei nicht Potenziale für zukünftige Entwicklungen im Sinne nachhaltiger Entwicklung (Nachhaltigkeit) zerstört werden.


Die Diskussion von Werten, Leitbildern und Maßnahmen sollte im Idealfall in offener, diskursiver, partizipatorischer und dynamischer Art vor allem mit den Betroffenen (zum Beispiel Bauern, Bauherren) erfolgen. Da im Gegensatz zum Naturschutz und zum Denkmalschutz eine Vielzahl von Administrationen und Institutionen im Bereich der Kulturlandschaftspflege tätig sind, wird die Umsetzung des Konzepts mit Bezug auf bestehende Gesetzgebungen und in Kooperation mit einschlägigen Behörden, besonders des Naturschutzes, der Denkmalpflege, der Regionalpolitik und der Raumordnung sowie der Agrarverwaltung, versucht. Bewusstseinsbildung für den Wert historischer Landschaften im Rahmen der allgemeinen Umwelterziehung ist Voraussetzung für die gesellschaftliche Akzeptanz.

Das Hauptziel der Kulturlandschaftspflege ist die lenkende Weiterentwicklung von Kulturlandschaften und von als ästhetisch ansprechend bewerteten Landschaftsbildern, die als Dokumente und Merkzeichen für die Fähigkeit des Menschen seine Umwelt zu gestalten, zu betrachten sind.

Für die Zukunft ist es von entscheidender Bedeutung, die in den unterschiedlichen Kulturlandschaften (von den Passivräumen bis zu den Aktivräumen) enthaltenen Werte zu bewahren, ohne die nötige Dynamik in den Räumen zu behindern. Das Ziel ist eine sinnvolle Weiterentwicklung der Kulturlandschaft, wobei je nach Charakterisierung und Bewertung abgestufte Lösungen möglich sind, die von der Konservierung bis zur Neugestaltung reichen können. Einzelne Schritte sind:

  • Schützen
  • Pflegen
  • Behutsames Weiterentwickeln

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Kulturlandschaftsprogramm

Im bisherigen Verständnis eine Programmbündelung von landwirtschaftlichen Extensivierungs- und Sonderprogrammen für die Belange des Natur- und Umweltschutzes in Nordrhein-Westfalen.

Kulturlandschaftsqualitätsziel

Minimaler Anforderungskatalog für die zukünftige Kulturlandschaftsgestaltung und Formulierung von Zielvorstellungen nach vorausgehender Bewertung.

Kulturlandschaftsschutz

Neben Naturschutz und Denkmalpflege dezidiert als gesetzlicher Auftrag nach BnatSchG, §1, Abs. 2, Nr. 13 zu formulieren. Der Schutz bezieht sich hierbei auf die unter Kulturlandschaftspflege genannten Maßnahmen und Vorgaben für die Weiterentwicklung.

Kulturlandschaftsschutzgebiete

Theoretisch gleichberechtigt zu Naturschutzgebieten aufgrund kulturhistorischer Begründung auszuweisende Reservate. Hierbei müssten sowohl bebaute als auch gebaute Flächen, Elemente und Strukturen in Zusammenhang mit der anthropogen gestalteten beziehungsweise beeinflussten Natur zusammenhängend geschützt werden.

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Kulturlandschaftssituationen

Bestimmte Entwicklungsphasen (Kulturlandschaftsstadien) innerhalb der Kulturlandschaftsgeschichte oder Beschreibung von heute erkennbaren persistenten Strukturen oder Substanzverdichtungen.

Kulturlandschaftsstrukturen

Unabhängig von der Substanz das Gebilde, das Gefüge, das Muster, die Beziehungen und die Zusammenhänge innerhalb der Kulturlandschaft.

Kulturlandschaftsteile (BundesNaturSchutzGesetz)

Bestimmte die Kulturlandschaft prägende, vom Menschen geschaffene Bestandteile (belebte und unbelebte). Nicht zu verstehen als geschlossene Gebiete innerhalb einer Gesamtlandschaft.

Kulturlandschaftstypen

Durch bestimmte charakteristische Merkmale gekennzeichnete Kategorien innerhalb der gesamten Kulturlandschaft, die nicht ausschließlich gegenständliche wie die Struktur und visuell wahrnehmbare Elemente beinhalten, sondern auch die dahinterstehenden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Kriterien und Motivationen hinzuziehen.

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Kulturlandschaftsverträglichkeit

Entlehnt aus dem UVP-Gesetz (Umweltverträglichkeit). Bestimmung der Empfindlichkeit von Kulturlandschaften und -bestandteilen für Veränderungen bei Planverfahren.

Kulturlandschaftswandel

Vorstellung von der steten, aber räumlich und zeitlich differenzierten Umgestaltung der Erdoberfläche durch den Menschen in ihrer Struktur und Substanz (Kulturlandschaft, Historische Geographie).

Kulturlandschaftswandelkartierung

Kartierungsmethode, die die Entwicklung der Kulturlandschaft in der aktuellen topographischen Karte unter Eintragung von vorausgehenden Altkartenbefunden mit unterschiedlicher Farbgebung chronologisch darstellt und Aussagen zur Charakteristik, Dynamik und zum Erhaltungszustand historischer Kulturlandschaftsbestandteile in einer Karte ermöglicht.

Kulturlandschaftswert

Bestimmung der Bedeutung von historischen Kulturlandschaften, Bestandteilen, Strukturen oder Substanzen für Träger öffentlicher Belange oder die Volkswirtschaft (Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, regionales Image).